Der göttliche Heiland gab seinen Aposteln den Auftrag, bevor er noch von ihnen schied: „Gehet hinaus in die ganze Welt und lehret alle Völker!“ Aus diesen Worten unseres Heilandes können wir leicht entnehmen, welch’ hohe Bedeutung die Verkündigung des göttlichen Wortes an sich hat. Und wahrhaft, meine lieben Gläubigen, die Verkündigung des göttlichen Wortes ist das einzige Heilmittel, das die heutige gott- und glaubenslose Welt auf den rechten Weg wieder bringen kann. Deshalb hat der Heiland die Worte gesagt: „Wer aus Gott ist, der hört Gottes Wort, ihr aber höret es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid!“ Das Anhören des göttlichen Wortes, der Predigten, ist von sehr großer Wichtigkeit; dass ein jeder, der dieses nicht tut, kein frommes Leben führt, wissen wir selbst. Auch das heutige Evangelium erzählt von der Verkündigung des göttlichen Wortes. Rührend sind die Worte des heutigen Evangeliums, wo der Evangelist schreibt: „Das Volk drängte den Herrn Jesus, um das Wort Gottes zu hören.“ So viele Menschen waren um den lieben Heiland gesammelt, dass er sich genötigt sah, in ein Schifflein zu steigen, dass er nicht erdrückt wird. Unter diesen Zuhörern waren aber nicht lauter reiche Leute, die nichts versäumten und ohne allen Schaden bei Jesus bleiben konnten, nein, es waren darunter auch Arme, sonst hätte der Evangelist nicht das Wort: „Volk!“ gebraucht. Wenn aber der Evangelist ausdrücklich das Wort Volk gebraucht, so war es ein gemischtes Volk um Jesus versammelt, wie also Arbeiter, Geschäftsleute, Dienstleute, die alle Pflichten und Sorgen haben. Trotz diesem allem aber fanden alle diese, Reiche und Arme, die Zeit, das Wort Gottes zu hören.
sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt für das Volk am 4. Sonntag nach Pfingsten 1896