Heute, liebe Schwestern, wollen wir eine Betrachtung halten, was das Aufstehen betrifft. Wie Sie wissen, Ihr hl. Vater Vinzentius ist so schnell vom Bette aufgestanden, wie wir von ihm lesen, dass der zweite Schlag der Glocke ihn nicht mehr im Bette traf. Er hat wohl gut gewußt, daß, wenn man schnell aufsteht, der ganze Tag gesegnet sei und daß das Opfer am allerschwersten sei in der Früh.
Aufbleiben am Abend tut man viel lieber, als daß man in der Früh so bald aufsteht. Denn der Leib ist zur Sinnlichkeit geneigt, er möchte oft noch länger ruhen, aber wenn man sich überwindet, da bringt man das erste Opfer des Tages ihm dar.
Wir sind immer mit dem lieben Gott vereinigt. Der liebe Gott ist in allen unseren Glieder, in den Händen, in den Füßen, in dem Kopf; alles, mit was wir uns bewegen, alles ist Gottes Eigentum. Er ist unser Herr, unser Vater und wir sind seine Kinder. Er ist ein so unendliches Wesen. Er hat uns erschaffen, wir gehören ihm an.
Sollten wir uns nicht gleich in der Früh mit aller Eile aufmachen (Aufstehen) und ihm dadurch unsere Freude und unseren Dank bezeugen? Da können wir gleich verschiedene Gedanken erwecken, wie es uns der Hl. Geist eingibt z. B. „Rede, o Herr, deine Dienerin hört, tue mir deinen Willen kund. Was verlangst du heute von mir, o Herr? Mein Herz ist bereit, o Gott!“ Oder: „Mein Gott, ich liebe dich! Ich will nichts anderes als deinen heiligsten Willen tun!“
sel. P. Anton Maria Schwartz, Konferenz „Über das aufstehen in der Früh“ an die Barmherzigen Schwestern im Jahr 1885