Als Zachäus sah, dass er den Herrn nicht sehen könne, lief er der Volksmenge voraus, bestieg einen Feigenbaum und wartete daselbst auf den göttlichen Heiland. Viele werden bei dem Anblicke des kleinen Zachäus auf dem Feigenbaume sich belustiget und ihren Spott getrieben haben; aber das alles kümmerte ihn nicht, er war zufrieden, den Herrn sehen zu können.
O liebe Christen, wie vielen Christen täte die gleiche Tatkraft not! Wie vielen aber wird die „Menschenfurcht“ zum unüberwindlichen Hindernisse in so vielen Fällen! Sie haben den guten Willen, sie wollten der göttlichen Gnade folgen – aber, da kommt der Gedanke: „Was wird man dazu sagen?“ – „Für wen wird man mich halten?“ – „Ich werde in das Gerede kommen“ und dergleichen, wie alle diese Ausflüchte heißen mögen. Nein, liebe Christen, das ist nicht das Rechte. Hat nicht der Heiland gesagt: „Wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der im Himmel ist.“ Das wäre eine Verleugnung Jesu Christi, eine Schwäche unseres Willens, die uns wegen irdischer Rücksicht abhält, das Gute zu tun. Über solche ungerechte Vorurteile müssen wir uns hinaussetzen und aus Liebe zu Gott alles gerne erdulden; – mehr, weit mehr hat ja der Heiland für uns gelitten und erduldet. –
sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt für das Fest der Kirchweihe während der Zeit als Kaplan in Marchegg