Die Kirche verbietet dem Menschen nicht, daß er sich des Lebens freue, sie hält ihn von keinem anständigen Vergnügen ab, aber sie erinnert ihn auch, daß alles vergänglich ist und mahnt ihn, sein Herz nicht zu hängen an die sündhaften Freuden dieser Welt. Sie will, daß jeder seinem Stande gemäß leben soll, daß er sich anständig kleide, anständig wohne, anständig für sich und die Seinigen sorge, anständig sich unterhalte, mit einem Worte, daß er eine anständige Lebensweise führe, aber sie warnt vor dem Luxus in der Kleidung, vor dem Luxus in der Wohnung, vor dem Übermaß im Vergnügen und einer luxuriösen Lebensweise. Wie viel zeitliches Elend würde vermieden werden, wenn man der Kirche folgen würde, wenn man zufrieden wäre mit einfacher Kleidung, einfacher Wohnung, einfacher Kost, bescheidenen Vergnügungen und so weiter! Ist denn nicht derzeit die Genußsucht derart gestiegen, daß man nicht weiß, ob sie noch größer werden kann? Und welche Eitelkeit finden wir heutzutage in der Menschheit! Früher hat es Moden gegeben, die Jahrhunderte dauerten; jetzt gibt es alle Jahre neue Moden im Frühjahr und im Sommer, im Herbst und im Winter. Die Moden wechseln schon mit jeder neuen Jahreszeit! Die jungen Leute sind eitel: „Die Krawatte ist wohl schön, aber sie ist nicht mehr modern, ich muß eine andere haben“, heißt es. Oder „Der Kragen ist wohl tadellos, aber jetzt trägt man schon eine andere Facon; ich kann ihn nicht mehr verwenden.“ Wie wird das Geld oft sinnlos hinausgeworfen auf eitlen Tand! Ist ein solcher Luxus dem Wohle der Menschheit förderlich? Nie und nimmer mehr!
sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt am 31.12.1902