Der junge christliche Mann soll es wissen, daß die Ehe ein heiliger Stand, ja sogar ein von Christus selbst eingesetztes heiliges Sakrament und nach Gottes Anordnung unauflöslich sei. Diese Erkenntnis wird ihn warnen und bewahren vor jeglichem Leichtsinne und jeder Übereilung in dem Eingehen der Ehe und in dieser selbst für ihn, für Familie, für Staat und Kirche zur Quelle und zur Stütze einer dauernden Wohlfahrt und reichlichen Segens werden. Denn nur so ist es möglich, daß in den Familien gegenseitige Liebe und Nachsicht, Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, Ordnung und Sitte, Arbeitsfreudigkeit und Geduld, Sparsamkeit und Fleiß ihren Einzug halten und auf die Dauer gedeihen zum Segen der einzelnen und der ganzen menschlichen Gesellschaft. Die traurige Erfahrung, der wir heute leider so oft begegnen, beweist es uns, daß dort überall, wo der heilige Charakter der Ehe verkannt und mißachtet wird, auch das Glück der Familien, die Wohlfahrt des Volkes, ja die ganze gesellschaftliche Ordnung darunter leidet und zugrunde gerichtet wird. Der Mann ist dann nur zu schnell geneigt, sein Vergnügen fern von der Familie im Gasthause zu suchen, wo er sich leicht der Verschwendung, dem Spiele und der Trunkenheit hingibt, sodaß nicht selten die ganze Familie der Not und dem Elende preisgegeben wird und der Gemeinde zur Last fällt.
Die Mitglieder der St. Vinzenz-Konferenzen und Wohltätigkeitsvereine könnten uns gar vieles über all den Schaden und das Elend erzählen, welchen man so oft bei jenen begegnet, die im frevelhaften Leichtsinn, die Heiligkeit der Ehe mißachtend, sich zu einem „gemeinschaftlichen Haushalt“ vereinigen, ohne sich um Gottes Gesetz und den Segen der Kirche zu kümmern. Solche Fälle bieten uns die traurigsten Vorzeichen jener Wirkungen, welche die Durchführung des sittenverderbenden Grundsatzes der Sozialdemokratie von der „freien Liebe“ nach sich zieht, indem so die niedrigste Leidenschaft, alle Schranken durchbrechend, den Menschen zum Sklaven der Sinnlichkeit herabwürdigt und besonders eine vernünftige Kindererziehung unmöglich macht. Die Verelendung und Verrohung zahlloser unglücklicher Kinder aus solchen Verbindungen liefert zu dieser Wahrheit die traurigsten Belege.
Wie ganz verschieden sind hievon die christlichen Grundsätze über Ehe, Familie und Erziehung der Kinder, da christliche Eltern dieselben als ein Geschenk aus der Hand Gottes betrachten und sich vor Gott und der menschlichen Gesellschaft dafür verantwortlich fühlen, für deren Erziehung zur zeitlichen Wohlfahrt und zum ewigen Heile!
Zwar hat der Ehestand auch seine Prüfungen und Kreuze – aber wer in solcher Weise in denselben tritt, der möge sich nicht fürchten, da ihm Gottes Segen sicher nicht fehlen werde. Die Mitglieder des Herz Jesu-Arbeiter-Oratoriums stehen ja unter dem besonderen Schutze des göttlichen Heilandes, welcher versprochen hat, auch jene Familien und jene Häuser zu segnen, die sich der Verehrung seines heiligsten Herzens weihen.
Seliger P. Anton Maria Schwartz, Ansprache bei der Trauung eines Miglieds des Herz-Jesu-Arbeiteroratoriums am 6.5.1901