Kalasantiner-Kongregation

P. Schwartz-Wort für den Monat Dezember

Der Advent ist zuerst eine Erinnerung an die 4.000 Jahre, durch welche die Gerechten des alten Bundes auf die Ankunft des Erlösers mit großem Verlangen sich gesehnt haben. 4.000 Jahre – welch‘ eine lange Zeit! Wie groß wird schon bei Adam und Eva die Sehnsucht nach dem Erlöser gewesen sein, den ihnen Gott gleich bei der Ankündigung der Strafe versprochen hat! (Gen 3,15) Mit welch‘ heißem Verlangen sehnten sich wohl Abraham, Isaak, Jakob und Moses nach dem Messias? Wie seufzte der hl. König David nach dem Heiland der Welt? Und wie groß war dasselbe Verlangen noch in den Herzen vieler anderer Heiligen des Alten Testamentes? Dieses inbrünstige Verlangen nun stellt uns der Advent heute am Sonntage des göttlichen Herzens Jesu vor zur Mahnung, daß auch wir ein gleiches, glühendes Verlangen nach Jesus, dem Heilande der Welt haben.

Wohl ist es wahr, daß wir nach der leiblichen Geburt des Herrn uns nicht mehr zu sehnen nötig haben, indem der göttliche Sohn bereits auf dieser Welt erschienen ist und seither schon wieder fast 2.000 Jahre vergangen sind. Aber wenn auch nicht nach der leiblichen Geburt, so müssen wir doch ein desto innigeres Verlangen nach der geistigen Geburt des Heilandes in uns beleben. Wir müssen sehnsuchtsvoll verlangen, Jesus möge in uns geboren werden, in uns leben, d.h. er möge unser Herz ganz an sich ziehen und uns von der Anhänglichkeit an diese Erde abziehen. Was würde uns die leibliche Geburt allein nützen? – Nichts, im Gegenteile, sie gereichte uns nur zum ewigen Verderben, wie wir es an den Unglückseligen in der Hölle sehen. Jesus muss in uns leben!

Ach, liebe Christen, wie glühend war das Verlangen nach dieser geistigen Geburt des Herrn im Herzen des hl. Franz von Assisi, dessen Worte wir zum Vorspruche unserer Betrachtung gewählt haben! Er rief: „Mein Gott und mein alles!“ O selige Worte! Mein Gott und mein Alles! Der hl. Franz hatte nach nichts mehr eine Sehnsucht, als nach Gott; nur Gott allein sollte sein Herz angehören und geweiht sein! Mit dem hl. Franz waren alle Heilige vom selben glühenden Verlangen, Gott allein anzugehören, beseelt. Und ein gleiches Verlangen sollte nun auch uns erfüllen!

sel. P. Anton M. Schwartz, Predigt zu Adventbeginn während seiner Kaplanstätigkeit in Marchegg

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