Biografie

An english version of a short biography can be downloaded here.

Die folgende Biografie ist der Broschüre „Hoffen wir auf den Herrn“ entnommen, die Sie in unseren Niederlassungen bekommen oder sich zuschicken lasen können. Nähere Informationen finden Sie hier.

Das Leben des seligen Pater Anton Maria Schwartz

Anton Maria Schwartz wurde 1852 in Baden bei Wien geboren und in Wien 1875 zum Priester geweiht. Sein pastorales Wirken war geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach Heiligkeit, die für ihn die Antwort auf die Liebe Gottes war. Als inniger Verehrer des heiligen Josef Kalasanz ließ er sich von Gott als Erzieher für die jungen Arbeiter und Lehrlinge berufen; er formte sie religiös, indem er ihnen seine Liebe zum Herzen Jesu, zur Jungfrau Maria und zur Kirche und ihrer Lehre weitergab;
Er unterwies sie in den allgemeinen Umgangsformen und förderte ihre kulturelle und geistige Entwicklung; und er half ihnen in sozialen und und materiellen Notlagen, indem er Unterkünfte schuf, Lehrstellen vermittelte und für menschenwürdige Behandlung am Arbeitsplatz sorgte.
Für diese Anliegen gründete er 1889 die Kongregation der Kalasantiner, die er bis zu seinem Tod 1929 leitete. Ziel seiner Bemühungen war es, dem einzelnen Arbeiter zu helfen, sich mit ganzem Herzen für den gelebten Glauben an Jesus Christus einzusetzen.
Damit die ganze Gesellschaft – vor allem seine Heimat Österreich – von diesem Glauben durchdrungen würde.

Anfang

Am 28. Februar 1852 wird Anton Schwarz in Baden bei Wien geboren. Er ist das vierte Kind seiner Eltern. Vater Ludwig arbeitet als Gemeindesekretär und Theatermusiker, Mutter Josefa sorgt für die Familie, in der bis zum Jahre 1864 dreizehn Kinder auf die Welt kommen, wovon jedoch vier die Geburt nicht lange überleben.
Von den Eltern und den älteren Geschwistern behütet, wächst Anton auf. Der starke Glaube der Familie, die kirchlichen Feste, die die Bedeutung des Lebens Jesu für die Menschen zeigen und die Vorbereitungszeiten darauf bestimmen den Familienalltag und vermitteln Geborgenheit. Wie viele andere Kinder auch spielt Anton gern „Messe“.

Schulzeit

1858 beginnt er mit der Pfarrvolksschule in Baden. Er wird gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen und zählt zu den guten Schülern.
Zu Hause fällt auf, wie wichtig es ihm ist, zu wissen, durch Jesus – und vor allem durch dessen Leiden und Tod – erlöst zu sein. Immer wieder nimmt er kleine Opfer auf sich. Gern schreibt er auch in der leeren Kirche die Sprüche von den Altartüchern ab, um sie beim „Preditspielen“ zu verwenden.
1861 kommt er nach Heiligenkreuz – als Grammatikschüler und Sängerknabe. Aus dieser Zeit sind nächtliche Streiche (Schlafwandler-Spiele und Kanzelbau) ebenso überliefert wie der große Eifer für das Gebet, zu dem er auch seine Geschwister auffordert. Die schulischen Erfolge sind nicht hervorragend. Das ändert sich aber im Schottengymnasium, das er ab 1865 besucht; in der vierten Klasse ist er der Zweitbeste von 51 Schülern.
1867 stirbt der Vater, die Familie übersiedelt nach Wien; ein Jahr später durchlebt er eine Krise: Die Leistungen lassen deutlich nach, er schließt die sechste Klasse als Privatschüler ab. In dieser Zeit wird der Lazaristenpriester Ferdinand Medits sein Beichtvater und Seelenführer.

Bei den Piaristen

Im Herbst 1869 tritt Anton ins Noviziat der Piaristen ein. Was ihn auch immer veranlasst haben mag, gerade diesen Orden zu wählen – es ist letzten Endes Gottes Ruf, der ihn in diese Ordensgemeinschaft führt und deren Gründer, den heiligen Josef Calasanz, kennenlernen läßt.
Der spanische Heilige (1557-1648) hat eine glänzende und ruhige kirchliche Karriere aufgegeben und sich in Rom der Not der Kinder gestellt, die in armen Verhältnissen aufgewachsen sind und keine Möglichkeit zum (Privat-)Schulunterricht gehabt haben. Er sammelte und unterrichtete sie, baute die erste unentgeltliche Volksschule Europas auf und gründete den Orden der „Frommen Schulen“ (Piaristen), der sich um die Erziehung mittelloser Kinder kümmern sollte.
Der Orden breitete sich rasch aus. Im hohen Alter wurde Calasanz von seinen Mitbrüdern verleumdet und vom Papst als Ordensleiter abgesetzt. In beispielhaftem Gottvertrauen verlor er trotzdem weder Hoffnung noch Liebe (selbst zu seinen Anklägern). Kurz vor seinen Tod wurde er rehabilitiert.
Anton Schwartz ist von Josef Calasanz sehr beeindruckt. Ein Leben lang, so schreibt er, möchte er „zu seiner Ehre wirken“. Da die Piaristen fürchten, in Österreich ihre Niederlassungen aufgeben zu müssen, legen sie Anton Schwartz in dessen Interesse den Austritt nahe. Daraufhin wechselt er ins Priesterseminar.

Priesterseminar

Anton Schwartz studiert leicht. Er besteht jede Prüfung mit sehr gutem Erfolg. Was ihm mehr zusetzt, ist sein Gesundheitszustand. Zweimal ist er schwer krank – Lungenschäche und Bluthusten lassen das Schlimmste befürchten. Bei seiner ersten Erkrankung bringt ihm der Leiter des Seminars, Ernest Müller (auch ein früherer Piaristenschüler, später Bischof von Linz), ein Herz Jesu Skapulier ans Krankenbett: „Wenn das Herz Jesu Sie haben will, dann werden sie gesund!“ Das Herz Jesu will. Seine zweite Erkrankung führt zu seiner Weihe an die Muttergottes am 8.12.1873; an diesem Tag nimmt er auch „Maria“ als zweiten Vornamen an. Das Erleben seiner körperlichen Schwäche prägt sein Wesen und sein späteres Lebensmotto: „Hoffen wir auf den Herrn!“
Seine Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit lassen seine innige und sehr persönliche Beziehung zu Jesus erkennen. Seine Liebe treibt ihn auch zur Gründung des „Liebesbundes“. Mitglieder können alle Semininaristen werden, denen das innere Wachstum ein Anliegen ist und die das Herz Jesu aus diesem Grund verehren wollen, die alle Seminarregeln gewissenhaft zu halten versuchen und sich um Kontakte zu den aus dem Seminar gekommenen Neupriestern bemühen. Dadurch trägt er viel zur spirituellen Entwicklung so mancher Mitstudenten bei, andererseits zieht er sich durch seinen unermüdlichen Eifer um die Heiligkeit auch einige Anfeindungen zu.

Priesterweihe

Im Frühjahr 1875 erkrankt er wieder – ein paar Monate vor der geplanten Weihe. „Wer weiß ob Sie noch leben! Es geht ohne Bildchen auch!“ wehrt Spiritual Rudolf Koller seine Bitte um ein Priminzbildchen ab.
Das wahrscheinlich leichthin gesagte Wort schmerzt. Doch Anton Maria Schwartz protestiert nicht. Das bescheidene, verborgene Leben und Wirken wird zu seinem Schicksal werden. Er freut sich trotzdem auf die Weihe und auf sein Priestersein.
Viele Vorsätze schreibt er in sein Heft. Er bittet um die Gnade, ein mit apostolischen Geist erfüllter Priester zu werden und in apostolischer Liebe nach der Vollkommenheit zu streben. Sein größter Wunsch ist es, Gott Seelen zu schenken: „Nur dir und dem Heil der Seelen will ich leben!“
Am 25. Juli 1875 weiht ihn Kardinal Rauscher im Stephansdom zum Priester. Am folgenden Tag feiert er schlicht Priminz – in der Hauskapelle der Barmherzigen Schwestern im zweiten Bezirk. Das Priminzkleid ist geborgt, sein Spiritual Rudolf Koller hält die Priminzpredigt.
Im August erfährt er, daß Marchegg die erste Stätte für sein Wirken als Priester sein wird. Noch bevor er seinen Dienst offiziell antritt, fährt er an diesen Ort und weiht die Gemeinde dem Herzen Jesu, von dem er selbst bereits so viel Hilfe erfahren hat.

Kaplan in Marchegg

Vom ersten Tag an erleben die Marchegger all das, was für Anton Schwartz ein Leben lang charakteristisch bleibt. Er erneuert die Altäre, sorgt für eine saubere und geschmückte Kirche, hält Andachten und vermehrt die Ansprachen. Seine Worte kommen von Herzen und gehen zu Herzen; die Gemeinde spürt seine tiefe Liebe, vor allem auch zum Herzen Jesu und zur Muttergottes, und läßt sich aus diesem Grund von ihm mitnehmen.

Unermüdlich mahnt er nicht nur zur Liebe zu Gott, sondern auch zum Befolgen seiner Gebote. Er achtet nicht auf Rang und Namen, wenn es um Gott und Glauben geht. Mit Bürgermeister und Oberlehrer legt er sich an, weil sie persönliche Ansichten über die Lehre der Kirche stellen. Eine Ausgabe der „Reichspost“ wird beschlagnahmt, weil Anton Maria Schwartz in einer Art „Leserbrief“ dem Kultusminister Rechtsüberschreitung gegenüber der Kirche vorwirft.
Seine geharnischten Predigten gegen das Tanzen in der Fastenzeit und gegen das bis in die späte Nacht dauernde Helfen der Kinder beim Kegelspiel der Erwachsenen tragen ihm beißenden Spott in der Mundartzeitung „Hans-Jörgl“ ein, die ihn als „Papst von Marchegg“ bezeichnet.
Doch seine geduldige und im Grunde gütige Art sowie sein aufopfernder seelsorglicher Einsatz gewinnen auch die Herzen derer, mit denen er Auseinandersetzungen hatte.

Bei den Barmherzigen Schwestern

Nach vier Jahren in Marchegg wird Anton Maria Schwartz nach Wien versetzt. Nun wirkt er als Spiritual der Barmherzigen Schwestern und Krankenhausseelsorger in Sechshaus (heute im 15. Bezirk) Auf die innerlich und körperlich aufreibende Kaplanzeit folgen nun etwas leichtere Jahre.
Doch es liegt nicht in seinem Wesen, sich zu schonen. Er lernt es, geistlichen Menschen auf ihrem Weg mit Gott zu helfen; und er sieht, wieviel Leid das Leben mit sich bringt.
Die Schwestern schätzen den einfühlsamen und gottbezogenen jungen Priester sehr. Sie bangen auch um ihn: Sein Lungenleiden macht sich wieder bemerkbar. Einmal muß er die Messe unterbrechen, weil er Blut erbricht.
Die Kranken sind für die Stille Fürsorge des Geistlichen dankbar; wahrscheinlich fühlen sie, daß es ihm von Natur aus nicht leicht fällt, Wunden und Blut zu sehen. Doch er überwindet sich soweit, daß er auch Patienten mit offenen Wunden und ansteckenden Krankheiten liebevoll pflegt.
Der Ort ist für ihn wie geschaffen: Seine spirituelle Stärke, seine Liebe zu einem Leben in geordneter Hingabe und auch seine Genaugkeit kann er als Spiritual einsetzen, seine Güte und Geduld sowie seine große Sehnsucht nach Aufopferung darf er den Kranken schenken.

Die „zweite Berufung“

Durch die Barmherzige Schwester Magdalena Kühtreiber wird Anton Maria Schwartz darauf aufmerksam gemacht, daß es für Lehrlinge keine Möglichkeit und Form der religiösen Erziehung und Führung gibt.
Der Hinweis trifft ein bereites Herz. Er sagt sogleich seine Hilfe zu und gründet mit einigen katholischen Meistern 1882 den „Katholischen Lehrlingsverein unter dem Schutz des heiligen Josef Calasanz“.
Die barmherzigen Schwestern stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung, und jeden Samstag Nachmittag sind Lehrlinge eingeladen, einige Stunden bei Spiel, Jause und religiöser Unterweisung zu verbringen. Sie kommen gern und zahlreich. Schon beim zweiten Mal sind siebzig da, und die Zahl steigt bald auf zweihundert, sodaß gar nicht mehr alle eingelassen werden können.
Also wird ein Stockwerk dazugebaut – Spielsaal, Lesezimmer, Gesangszimmer. Mit der Zahl der Buben wächst auch die Arbeit. Bald spürt Anton Maria Schwartz, daß ihn die Doppelbelastung durch Spital und Lehrlinge überfordert. Doch Kardinal Ganglbauer weist seine Bitte um Freistellung für die Lehrlingsseelsorge ab. Wovon sollte Schwartz leben?
Die Enttäuschung wirft ihn aufs Krankenbett. Die Ärzte geben ihn auf. Doch das Eingreifen der energischen Schwester Magdalena hilft. Auf ihre Bitte sagen zwei Damen des Adels zu, zwei Jahre lang finanziell für Anton Maria Schwartz zu sorgen. Der Kardinal stimmt zu, und der Kranke erholt sich rasch.

Die Ordensgründung

Die Arbeit blüht. Ein ganzes Haus wird benötigt, und die Barmherzigen Schwestern treten es bereitwillig ab. Mit drei Arbeitern zieht Anton Maria Schwartz ein. In einer eigenen Hauskapelle feiert er unter der Woche Messe, zu der gern Gläubige kommen.
Er gründet eine christliche Lehrstellenvermittlung, sodaß seine Schützlinge Meister finden, die ihnen ihn fachlicher, menschlicher und christlicher Hinsicht eine gute Ausbildung ermöglichen. Mit tausend Meistern ist er in Kontakt, über sechstausend Stellen vermitteln er und seine Mitarbeiter.
Ab 1888 gibt er das monatlich erscheinende „Christliche Handwerk“ (heute: „Kalasantinerblätter“) heraus.
Inzwischen muß er wieder „vergrößern“: Ein weiteres Haus nur durch einen Hof vom ersten getrennt, wird erworben. Ein kranker Lehrling beklagt sich bei Schwartz, daß es in der Kirche „für alles einen Orden gibt, nur für die Lehrlinge nicht“. Genau diese Frage arbeitet in ihm: Will Gott einen Orden für die Arbeiter ? Sein Beichtvater rät ihm dazu. Darauf bestürmt er Kardinal Ganglbauer, um dessen Zustimmung zu erwirken; und diesmal willigt der Kardinal ein.
Schwartz erwirbt einen Baugrund neben dem zweiten Haus und erbaut in acht Monaten darauf die „erste Arbeiterkirche Wiens“. Mit fünf Brüdern wird er am 24. November 1889 von Prälat Koller, seinem Spiritual im Seminar, eingekleidet: Die „Kongregation der frommen Arbeiter vom heiligen Josef Calasanz von der Muttergottes“ ist gegründet.

Der Lehrlingsvater

Der Gründer wird zum „Lehrlingsvater„. Vierzig Jahre lang sammeln sich die jungen Arbeiter um ihn. Sehr persönlich kümmert er sich um jeden einzelnen. Einen zum Selbstmord entschlossenen Burschen kann er zu Lebensmut und Freude zurückführen. Elternlosen Lehrlingen ersetzt er väterliche Fürsorge und gibt ihnen auf ihrem Weg Halt. Er ermöglicht Studium und begleitet zum Priestertum. Er merkt sich Namen, Gesicht und Schicksal, auch wenn jemand nur kurze Zeit das „Kalasantinum“ – so heißt sein Kloster – besucht hat.
So kommt nach vielen Jahren ein junger Arbeiter auf Einladung eines engagierten Laienmitarbeiters der Kalasantiner zu einer Lehrlingsakademie. Auch Pater Schwartz ist dort. Zur Überraschung des jungen Mannes begrüßt er diesen sofort mit seinem Vornamen – es kommt zu einem Gespräch unter vier Augen. Der vom Glauben entfernte Bursche wird Kalasantiner und später als Priester einer der treuesten und eifrigsten Mitarbeiter von P. Schwartz.
Mit einfachen Worten und praktischen Predigten weiß P. Schwartz die Herzen der jungen Menschen zu fesseln – und zu berühren. Schlicht erklärt er die Lehre der Kirche und gibt klare Wegweisung für den Alltag; viel Zeit verbringt er im Beichtstuhl – Vortrag und Beichte sind die Brennpunkte seiner Seelsorge. Darüber hinaus hilft er durch materielle Unterstützung, konkretes Eingreifen bei den Meistern, klugen Rat und einfühlsame Ermunterungen.

Der Ordensmann

Anton Maria Schwartz ist mit Leib und Seele Ordensmann. So angefüllt mit verschiedenen Tätigkeiten sein Leben auch ist, am meisten liebt er doch die Stille, die Betrachtung und die Einsamkeit. Im Grunde ist er eine kontemplative Persönlichkeit. Oft und oft sehen die Mitbrüder ihren überlasteten Oberen in der Kirche oder in der Kapelle vor dem Tabernakel. Selten, daß nicht der Rosenkranz in seinen Fingern liegt.
Er hat große Freude an seiner Arbeit mit den Vereinen und Oratorien, aber am glücklichsten ist er bei den gemeinsamen geistlichen Übungen inmitten der Gemeinschaft. Das ist für ihn sicherer Halt und gleichzeitig Quelle des Lebens und der neuen Kraft für den Dienst an der Welt. Glaubt er sich in der dunklen Kapelle allein, betet er gern halblaut: „Mein Gott, ich liebe dich!“
Eines seiner häufigen Themen bei den Konferenzen für die Mitbrüder ist die Bedeutung der genauen Beachtung des Stillschweigens. Er selbst hält sich streng daran; er sieht darin die Grundlage für ein Leben, das sich bemüht, freiwillige Fehler zu vermeiden. Der Kalasantiner, so erklärt er oft, hat die Form des Ordenslebens gewählt, um sich, die Arbeiter und die Gesellschaft zu heiligen. Unzählige Male fordert Anton Maria Schwartz auf: „Wir müssen mehr beten!“ Das ist für ihn eine notwendige Bedingung, auf dem Weg der Heiligkeit voranzukommen.

Stiller Kämpfer

Doch der Ordensmann kämpft auch – aber vor allem still, verborgen, in der Nähe einzelner Herzen. Er ringt im Beichtstuhl um die Seelen und predigt unermüdlich, um sie für Gott zu gewinnen. Ebenso kämpft er für Lehrlingsurlaub und gegen Sonntag- und Abendunterricht der Lehrlinge, um Selbstschutz und Bildungsverbände sowie ein gutes Gewerbeschulgesetz. Er setzt sich für christliche Lehrstellenvermittlung und für die Errichtung von genügend Lehrlingsheimen ein. Klug unterstützt er die Streiks von Eisenbahnern und Tramwayfahrern, Tischlern und Kellnern und nimmt daran teil. Er ist sehr bemüht, die Intellektuellen auf die Probleme der Arbeiterschaft aufmerksam zu machen und dafür zu interessieren.
Die Kongregation hat er gegründet, damit seine Mitbrüder viele Menschen für diese Arbeit begeistern und gewinnen. Sie sammeln die Arbeiter in Vereinigungen, und diese setzen sich in der Kraft des Glaubens für das Gute ein. Es ist schwer, sie mitzureißen oder aus dem Alltag loszureißen, der ihnen Probleme genug macht; doch wieviel ist ein einzelner wert, der sein Leben für Christus und das Heil der Seelen in die Waagschale wirft!
Einmal wird P. Schwartz laut: In einer flammenden Rede im Baumgartner Casino verteidigt er die Kirche gegen den Vorwurf, nichts für die Lehrlinge getan zu haben. Die Rede macht Eindruck; sie wird tausendfach gedruckt und als Flugblatt verteilt.

Vorsehung

Vierzig Jahre lang leitet P. Schwartz die Kongregation. Er tut es im tiefen Vertrauen auf Gott und die Wege der Vorsehung. 1907 erfährt er sehr deutlich die übernatürliche Hilfe. Mit der Vergrößerung der Mutterhauskirche will er auch seine Erweiterung der Räumlichkeiten für die Lehrlingsseelsorge vornehmen. Er versucht, den dritten Stock des (von ihm selbst so benannten) „Immaculatahauses“ zu erwerben. Doch der Hausbesitzer verkauft entweder das ganze Haus oder gar nicht.
P. Schwartz nimmt die Herausforderung an und zahlt die geforderten 1000 Kronen an. Der Vertrag wird unterschrieben, der Termin für die Begleichung der restlichen 74.000 Kronen festgelegt. Noch eine Woche vor Ablauf der Frist ist nur ein geringer Bruchteil der Summe vorhanden. P. Schwartz hofft auf den Herrn und pilgert nach Mariazell. Und dort greift der Himmel ein.
Gleichzeitig mit P. Schwartz betet auch Frau Therese Panholzer am Gnadenaltar. Unvermutet vernimmt sie die innere Weisung: „Hilf den Kalasantinern!“ Ohne zu zögern geht sie auf den ihr bekannten Generalsuperior der Kalasantiner zu und bittet um Gehör. Staunend erlebt der Priester, wie schnell Gott Gebete erhören kann. Frau Panholzer übernimmt nicht nur die Bezahlung des Immaculatahauses, sondern auch die Adaptierung und Vergrößerung der Kirche …

Armut – Gottes Willen anbeten

Das große Vertrauen auf die Vorsehung kommt von seinem lebenslangen Bemühen, den Willen Gottes von ganzem Herzen zu erfüllen. Sehr oft spricht er von der Armut – sie sei der sicherste Schutz der Kongregation.
Und so spartanisch er auch lebt, sieht er die echte Verwirklichung von Armut in der Verfügbarkeit für Gott. Wenn er zu Gottes Willen „Ja“ sagt, muß er häufig auf das verzichten, was er gern täte oder sähe, was ihm jetzt wichtig oder notwendig erscheint. Immer wieder erlebt er das : Kardinal Gruscha, Nachfolger Kardinal Ganglbauers als Erzbischof von Wien, ignoriert jahrelang den kleinen Orden – für ihn eine Konkurrenz des Kolpingwerkes, dem er selbst nahesteht.
Aus dem Ausland treffen Ansuchen ein, die das Kommen von Kalasantinern erbitten. Gruscha aber findet den Weg zum Orden nicht, der in seiner Diözese entstanden ist. P. Schwartz klagt nicht, er akzeptiert und wartet geduldig. „Hoffen wir auf den Herrn!“
Auch 1904 spürt er seine Armut. Jahrelang hat er selbst das Noviziat, die jungen Mitbrüder, geleitet. Endlich findet er im jungen P. Rudolf Machaczek jemand, dem er diese Aufgabe anvertrauen kann. Doch mit 27 Jahren scheidet der hoffnungsvolle Kalasantiner aus dem Leben.
Es fällt P. Schwartz schwer, in diesen Augenblicken seinem vertrauten Gebet treu zu bleiben: „Wie du willst, lieber Gott! Dein heiliger Wille sei angebetet!“

Das erste Generalkapitel

1919 findet das erste Generalkapitel statt; es stellt die Bereitschaft von P. Schwartz, den heiligen Willen Gottes anzubeten, auf eine harte Probe. Die Stimmung im Orden ist gespannt; für einige junge Priester führt der Gründer die Kongregation zu streng. Eine andere Leitung wäre ihnen lieber.
Kurz vor dem Kapitel nützen die unzufriedenen Religiosen einen Formfehler der Vergangenheit, sodaß ihre Teilnahme an der Wahl des neuen Generaloberen erleichtert wird. Bei dieser Entscheidung ist auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Piffl, anwesend, denn er, der P. Schwartz sehr schätzt, hat von Schwierigkeiten gehört. Elf Anträge, die behandelt werden sollen, sorgen für weiteren Zündstoff: Kongregationsnamen ändern, größere Distanz zu Josef Calasanz, überholte Methoden und Umgangsformen erneuern …
Durch all diese Forderungen sieht P. Schwartz sich und sein Werk in Frage gestellt. Die Fronten sind verhärtet. Dreimal endet die Abstimmung unentschieden – jeweils drei Stimmen für P. Schwartz und P. Hugo Riebl, der erste Priester, der in der Kongregation geweiht worden ist. Laut Kirchenrecht entscheidet in einer derartigen Pattstellung der Bischof. Kardinal Piffl erklärt P. Schwartz zum Generalsuperior.
Das Kapitel ist für den Gründer eine schwere Prüfung. Vieles wird gegen seine persönliche Auffassung beschlossen, einer Kommission wird die Erneuerung der Regel aufgetragen. Doch er willigt ein ….

Gründungen

In den dreißig Jahren von 1889 bis 1919 breitet sich die Kongregation schon stark aus und entwickelt vielfältige Tätigkeiten.
1897 entsteht das zweite Kloster – St.Josef/Reinlgasse.
Drei Knabenbeschäftigungsanstalten in Wiener Außenbezirken werden zwischen 1899 und 1901 eröffnet (allerdings bis 1915 alle wieder aufgelassen).
1902 beginnen die Kalasantiner in Deutsch Goritz in der Steiermark zu wirken, ein Jahr später erhalten sie in Wien-Breitenlee ein Noviziatshaus und Knabeninstitut: das „Pompiliusheim“.
Von 1904 bis 1914 betreuen die Kalasantiner eine Beschäftigungsanstalt für junge Sträflinge im Landesgericht.
1907 errichtet P. Schwartz in Wolfsgraben ein „Bethanien“ – ein Haus der Anbetung, um die apostolische Arbeit zu unterstützen.
1908 wird der Immaculatasaal eröffnet, dem schauspielende Arbeiter den Ruf einer der besten Laienbühnen Wiens verschaffen.
Im selben Jahr gründet Pater Schwartz ein Kollegium in Stadlhof in Südtirol, 1902 eines in Budapest und 1926 eines in Blumau (in der Nähe seines Geburtsortes Baden).
Darüber hinaus ruft er zahlreiche Vereine ins Leben, darunter das Herz Jesu-Arbeiter-Oratorium (für verheiratete Arbeiter), den Muttergottesbund (mitarbeitende Frauen), die Marianische Arbeitersodalität, den Arbeiter-Anbetungsbund, das Liebeswerk des heiligen Josef Calasanz und den Frauenwohltätigkeitsverein.
Auch eine eigene Druckerei wird angelegt.

Die Anerkennung

Trotz der Ordensausbreitung über die Grenzen Österreichs hinaus – wobei Angebote sogar aus anderen Erdteilen aus Personalmangel abgelehnt werden – bleibt P. Schwartz die durchschlagende Anerkennung „zu Hause“ versagt. Nicht viele in der Kirche versuchen so überzeugt wie er, die Sozialenzyklika Leo XIII., „Rerum Novarum“, in die Tat umzusetzen. So erkennen auch nicht viele die Bedeutung seiner Lebenshingabe für die Arbeiter.
Eher unerwartet erfährt er in seinen letzten Lebensjahren doch noch Bestätigung. Beim „Goldenen Priesterjubiläum“ füllen die Gratulanten die Volkshalle und zwei weitere Säle des Rathauses. Eine nicht enden wollende Reihe von Menschen dankt und beglückwünscht. Und neben ihm steht die ganze Zeit über Kardinal Piffl – in einer Haltung die tiefe innere Freundschaft verrät.
1926 langt aus Rom die päpstliche Anerkennung der Kalasantiner-Kongregation ein. Tiefe Freude erfüllt ihn.
Beim zweiten Generalkapitel (1927) erlebt er auch das Heilen der tiefen Wunde von 1919: Fast einstimmig wird er wiedergewählt. Die acht Jahre dazwischen haben ohne viel Aufsehen zu einer Versöhnung geführt, die sich in dieser Wahl vollendet. Nach der Anerkennung in der Öffentlichkeit bei der großen Jubiläumsfeier und in Rom durch die Bestätigung seines Werkes erfährt er sie nun auch im Kreis seiner Gemeinschaft.

Der Apostel der Arbeiter

Er findet die richtigen Worte, um die Arbeiterherzen zu treffen – auf der Kanzel und im Beichtstuhl. Doch seine apostolische Einstellung überträgt sich nicht nur durch seine Verkündigung. Wenn er von Sünden, also Beleidigungen Gottes, hört, spiegelt sich der Schmerz, der er darüber empfindet, in seinem Gesicht wieder. Kirchenfeindliche Angriffe in Parlament und Presse betrüben ihn so, daß es zu erkennen ist. Dieser Schmerz ist es, der in den Arbeitern, die ihn erleben, daß Bewußtsein weckt, auch in der Öffentlichkeit als Kämpfer und Apostel auftreten und sich bewähren zu müssen.
„Glaube“ ist für in mehr als nie Zweifel zu haben. Dazu gehört vielmehr, das ganze Leben nach dem Glauben zu regeln und den lebendigen Glauben durch Werke zu zeigen. Das Herz Jesu-Arbeiter-Oratorium liegt im besonders am Herzen. Diesen Arbeitern erklärt er die große Ehre, einem Verein anzugehören, der für die Sache Gottes kämpft. Ziel sei die Selbstheiligung, aber auch als Laienapostel müßten sie wirken und durch Beispiel und Wort viele verirrte Arbeiter zu Christus zurückführen.
Zu seinem 75. Geburtstag gratulieren Bundeskanzler Seipel und Kardinal Piffl im Immaculatasaal. Der Bundeskanzler heftet ihm das goldene Verdienstkreuz der Republik Österreich an, der Kardinal verleiht ihm den Ehrentitel, den er über seinen Tod hinaus behalten wird: „Apostel der Arbeiter“.

Das Vermächtnis

Zwei knappe Jahre bleiben ihn nach nach der zweiten Wahl zum Generaloberen. Er setzt keine neuen Akzente mehr, sondern führt treu sein Ordensleben inmitten seiner Brüder. Zurückgezogen und schon still ist er einfach da. Diese bloße Anwesenheit genügt, um sein Vermächtnis klar zu erkennen.
Beten, immer wieder: mehr beten; dem Gebet nichts vorziehen, die Einheit mit Gott und seinem Willen, mit Jesus und seinem liebenden Herzen suchen. Die Armut lieben und suchen, in ihr den Erlöser, den Gekreuzigten finden. Durch sie die Tugend der Hoffnung lernen – auf Gott vertrauen, alles vom Heiligen Geist erwarten. Er selbst lebt seinen Wahlspruch „Hoffen wir auf den Herrn!“.
Sich nach Heiligkeit sehnen – heilig sein oder gar nicht sein. Nur keine Lauheit zulassen … Ohne Sünde sein wollen, um Gott nicht zu kränken. Maria innig lieben und um Heiligkeit und Reinheit bitten. Treue zum heiligen Josef Calasanz – für Herzensbildung sorgen, Vortrag und Beichte hochschätzen lehren, heilige Erzieher sein.
Die zeitlichen, materiellen Nöte der Menschen erkennen, und hier helfen, um die Liebe Christi zu zeigen und Menschen für sie zu gewinnen. Sich um die Lehrlinge und Arbeiter voll Hingabe mühen, damit keiner verloren gehe. Den Menschen apostolischen Geist vermitteln, sodaß sie mutig und unermüdlich ihr Leben für Christus und sein Reich einsetzen – als „Elite Gottes“!

Der Abschied

1928 stimmt er noch zögernd zu, daß in Deutsch Goritz eine Pfarre errichtet wird. Im Juli erlebt er die Eröffnung eines Ferienheimes in Klamm am Semmering. Nach einer Schwäche Anfang1929 erholt er sich wieder. Im Sommer besucht er noch die Wiener Kalasantinerklöster Wolfsgraben, Maria Schutz und Dreieichen. Am 30. August wird er in der Früh ohnmächtig und stürzt in seinem Zimmer. Eine geplante Priminzpredigt kann er nicht mehr halten. Doch er erholt sich noch einmal und läßt sich am 12. September an seinen Geburtsort Baden und nach Heiligenkreuz fahren. Am Tag darauf feiert er seine letzte Messe. Ab Mittag geht es ihm schlechter – er liegt, betet, leidet. Immer wieder betet er den Psalm 117 – manchmal leise, manchmal ruft er laut: „Lobet den Herrn, alle Völker!“ Die meiste Zeit ist er ins Rosenkranzgebet versunken.
In der Nacht auf Sonntag wird er immer stiller. Ein Mitbruder sieht ihn im Traum in großer Herrlichkeit. Gegen fünf Uhr früh verabschiedet er sich aus dieser Welt. Fast alle Mitbrüder des Mutterhauses sind bei ihm. Die Weihe an Maria hat er von „Maria Namen“ (12. September) auf diesen Sonntag (15. September) verschoben. Nun legt er sein Leben für immer in die Hände seiner geliebten Mutter …
Tausende Menschen begleiten ihn auf seinem Weg zum Hietzinger Friedhof – trotz strömenden Regens. Zwei Monate später, am 23. November 1929, wird er in seine Kirche zurückgebracht und vor dem Hochaltar beigesetzt.