Ein Hauptmittel ist das fleißige Anhören des göttlichen Wortes. Glaubet es, liebe Christen, zu einem wahren Tugendleben ist es überaus nützlich, ja geradezu notwendig, besonders in unseren Tagen, das göttliche Wort, wie es in Predigten und Christenlehren verkündet wird, fleißig zu hören. Unvermerkt durchdringt das göttliche Wort nach und nach unser ganzes Denken und Handeln und leitet uns auf den rechten Weg und bewahrt uns vor Abwegen. Die Erfahrung bestätiget diese Wahrheit, indem sie zeigt, wie für gewöhnlich die lauen, oder gleichgültigen Christen auf das Anhören des göttlichen Wortes nicht sehr bedacht sind; im Gegenteile diejenigen, welche hierin sehr eifrig sind, wenn anders sie einen aufrichtigen, guten Willen haben, im Guten immer vorwärts kommen.
Vom besonderen Nutzen ist auch das Lesen heiliger, geistlicher Bücher; es ist, als ob eine warme Luft der Liebe zu Gott an jene Seele, welche solche Bücher liest, dringen würde, um sie nach und nach immer inniger mit göttlicher Liebe zu erwärmen. Sehen wir auf die Heiligen, welche von solcher Liebe zu Gott entflammt waren; sie selbst gestehen, daß nicht wenig die Lesung geistlicher Bücher dazu beigetragen hat, ihr Herz so innig mit Gott zu verbinden. Freilich im Anfange mag es nicht angenehm sein, auf weltliche Bücher geistliche zu lesen; aber seid überzeugt, liebe Christen, wenn wir dieses Gefühl im Anfange bekämpfen, bald wird das Gegenteil sein, wir werden keinen Geschmack mehr an weltlichen Büchern finden und jene Augenblicke für die seligsten halten, in denen wir ein geistliches Buch lesen können.
sel. P. Anton M. Schwartz, Predigt an einem Kirchweihfest während der Kaplanszeit in Marchegg