Der göttliche Heiland hat das Licht der Wahrheit in diese Welt gebracht, und es ist dasselbe in alle Welt bis in die fernsten Länder gedrungen. Aber leider, so mancher hat dieses Licht wieder verloren, es ist bei ihm wieder erloschen; viele sind wieder in der finsteren Nacht des Irr- oder Unglaubens versunken. Da beruft nun der liebe Gott seine Diener, um dieses Licht wieder anzufachen, und zu diesen gehören auch die Ordensleute. Sie sollen durch Predigen, Belehren und Unterweisen das Licht des wahren Glaubens bei den Menschen wieder anzünden, und es wird auch in der Tat vieles gewirkt, viel gepredigt.
Aber wie kommt es denn, dass, obwohl soviel geschieht, so wenig Nutzen gestiftet und so geringe Früchte erzielt werden, so viele, viele sich noch im Irr- oder Unglauben befinden? – Da haben wir ein großes Geheimnis vor uns. – Der böse Geist ist böse – durch und durch. Wenn er seinen Atem ausstößt, so atmet er nur Schlimmes, Schlechtes aus, und seine Helfer und Helfeshelfer sind davon angesteckt, sind von den Irrtümern und falschen Lehren, die sie vorbringen, ganz erfüllt und durchdrungen.
Aber Gott ist größer. Darum war es auch möglich, dass ein einziger Mann viele, sehr viele, ja ganze Länder oder Reiche bekehren und für Christus gewinnen konnte, z.B. der hl. Dominikus. Das ganze südliche Frankreich war von der Irrlehre der Albigenser angesteckt, welchen selbst Fürsten mit Waffengewalt nicht mehr Einhalt tun konnten. Man sendet einen Heiligen – den hl. Dominikus – hin, und es gelang ihm, fast alle wieder für den wahren Glauben zu gewinnen. Dasselbe war auch bei unserem hl. Ordensvater Josef Kalasanz der Fall. Der Bischof von Urgel sendet ihn in einen Bezirk, wo nicht nur das Volk, sondern sogar die Priester den größten Sünden und Lastern ergeben waren, und es gelang ihm, in dem ganzen Bezirk eine allgemeine Verbesserung herbeizuführen.
Wir, meine lieben Söhne, sind berufen, uns hat der liebe Gott erwählt, dahin zu wirken, alle unsere Kräfte einzusetzen, dass die armen, verirrten und verführten Arbeiter wieder dem wahren Glauben, der Hl. Kirche, dem göttlichen Heilande zugeführt werden. – Sie sehen, welch‘ großes, weites Arbeitsfeld wir vor uns haben.
sel. P. Anton Maria Schwartz, Ansprache bei der Gelübdeablegung von Br. Albert am 31.1.1903